Musa basjoo

Falsche Japanische Faserbanane, Winterharte Banane, Gartenbanane, Basjoo, Deutsche Banane

Das ist die bekannteste in Europa, Nordamerika, Patagonien, Südbrasilien, Süd-Argentinien, Süd-Chile und in höheren Lagen der Anden winterharte Banane der Sektion Musa, die seit Ende des 19. Jahrhunderts in Mitteleuropa und Deutschland kultiviert wird. Wo keine anderen Bananenarten mehr angebaut werden können, gedeiht sie und überlebt kalte Winter mit Schnee und Frost! Selbst in Rio Grande do Sul, Santa Catarina und in den höheren Lagen von Paraná und São Paulo könnte sie problemlos gedeihen, wo kein kommerzieller Bananenanbau mehr möglich ist! Leider scheint sie dort noch kaum anzutreffen und ist in Brasilien weitestgehend noch unbekannt, höchstens in botanischen Gärten könnte man sie in Brasilien finden, obwohl sie eine interessante Zierbanane für die kältesten Gegenden Südbrasiliens ist! Deshalb hat sich die Beschaffung unserer Musa basjoo als sehr schwierig erwiesen, jedoch hat es doch noch damit geklappt, nun steht ein Exemplar bei uns in Lucianópolis und ist sehr gut angewachsen und schnell gewachsen! Kürzlich hat Embrapa auch Studien mit vielen verschiedenen Bananenarten durchgeführt und auch Musa basjoo war dabei!

Sie erfreut sich in der jüngsten Zeit einer zunehmenden Beliebtheit, es gibt schon viele Freilandstandorte in Deutschland, in Hamburg, Stuttgart, Wuppertal, Köln, Baden-Baden, Freiburg, Dresden und andere, auch in Österreich und in der Schweiz. Es gibt sogar einige riesige Horste wie zum Beispiel in der Kölner Flora, im Botanischen Garten Tübingen und in Baden-Baden, auch in einigen Privatgärten. Selbst in Südschweden gibt es einige Freilandstandorte.

Der Artname ‚basjoo’ stammt aus dem Japanischen, ist vom japanischen Wort „basho“ für Banane phonetisch abgeleitet.

Musa basjoo wird bei uns in Brasilien mehr als 5 Meter hoch. Die Früchte sind essbar und werden in Japan als Delikatesse gegessen, sie sind recht klein und man verwendet sie daher ähnlich den Dessertbananen, wenn auch sehr gut ausgereift und sind auch nicht jedermanns Geschmackssache. Leider sind sie in Europa und Nordamerika kaum verwertbar, da sie nicht richtig ausreifen und voller Samen sind, außerdem schmecken sie bitter und trocken. Kreuzungen mit Musa sikkimensis, Musa 'Prata', krankheitsresistenten brasilianischen Neuzüchtungen und anderen Arten könnten dies ändern.

Im Allgemeinen wird Musa basjoo auch als Japanische Faserbanane bezeichnet, jedoch ist es so, dass in Süd-Japan nicht Musa basjoo, sondern Musa balbisiana zur Fasergewinnung für Säcke und Schifftaue verwendet wird. Zudem hat man in jüngster Zeit festgestellt, dass Musa basjoo selbst in Japan nicht beheimatet ist, sondern in China. Vermutlich haben vor Jahrtausenden oder Jahrhunderten Kaufleute oder Seefahrer Ableger oder Sämlinge von Musa basjoo nach Japan gebracht, die Art hat sich in Japan etabliert, so entstanden auch örtliche Kultivare, die weiter unten näher erwähnt sind.

In Nordamerika, Europa und Deutschland blüht Musa basjoo nach milden Wintern mit nach Honig duftender Blüte, wenn die Scheinstämme die Winter gut verpackt überstanden haben. Die sich bildenden Früchte werden bei uns aber nicht reif, abgesehen von Extremfällen, in denen man die Bananen mit einem beheizten Winterschutz versehen hat. Normalerweise friert Musa basjoo in winterkaltem Klima nach strengen Frösten bis zum Boden zurück, treibt jedes Nordfrühjahr aus den Rhizomen neu aus, in der Regel in Deutschland im Mai. Die Blätter überstehen bis -3°C Frost schadlos, die Scheinstämme deutlich tiefere Temperaturen, es hat schon Scheinstämme gegeben, die schon bei der Höhe von 1,50 bis 2,00 m -9°C überstanden haben, die Rhizome vertragen bis -12°C Frost. In der Jugend friert Musa basjoo  nach stärkeren Frösten im Winter immer zurück, auch wenn man versucht, die Scheinstämme zu schützen. Doch sie wächst sehr schnell und kann im Nordsommer bis August Höhen von über 3 Metern erreichen. Es ist aber zu empfehlen, Musa basjoo im Winter in kaltem Klima gut zu mulchen. Es gibt auch einen Fall, wo eine Musa basjoo in Köln/Deutschland an der Grenze zum Bergischen Land ihren ersten Freilandwinter als Extremwinter 1996/97 überstanden hat, und das fast ohne Winterschutz, weil dieser bei einem Sturm weggeweht wurde. Dieses Exemplar überlebte sogar -18°C! Und es trieb dann im darauf folgenden Nordfrühjahr wieder aus dem Rhizom aus. Sie zählt zu den prächtigsten Bananenstauden Deutschlands. In Belgien haben Jungpflanzen von Musa basjoo schon -12°C in einem unbeheizten Gewächshaus durchgefroren überlebt.

Es gibt einige weitere Kultivare von Musa basjoo, die sogar noch etwas härter als die reguläre Musa basjoo sind. Es handelt sich vor allem um Musa basjoo ‚Sakhalin’ angeblich vom Süden der russischen Pazifikinsel Sachalin und Musa basjoo ‚Sapporo’ von der nordjapanischen Insel Hokkaido aus dem Raum der Stadt Sapporo, die in den vergangnen Jahren auch nach Deutschland eingeführt wurden. Bereits gute Erfahrungen mit der Winterhärte wurden in Deutschland in Oberbayern mit Musa basjoo ‚Sapporo’ gemacht. Selbst in Südskandinavien könnten sie Überlebenschancen haben.

Von Musa basjoo ‚Sakhalin’ könnte man sogar fast meinen, dass sie eine Zwergform von Musa basjoo sein könnte. Sie wird höchstens so groß wie die nicht winterharte bekannte kanarische Obstbanane ‚Dwarf Cavendish’, der bekannten und beliebten Kanarischen Banane, hat einen nicht so hohen Scheinstamm, der dicker als der von Musa basjoo ist. Die Blätter werden höchstens 1,50 m lang und 60 cm breit, haben kräftigere Blattstiele, besonders an der Basis, und sind dunkelgrün. Die Pflanze hat eine dichtere Blattkrone als Musa basjoo. Sie wächst 40 Prozent langsamer als Musa basjoo, hört erst im Winter völlig auf, zu wachsen. Nach englischen Erfahrungen soll der Scheinstamm ohne Winterschutz sogar -7°C ohne Schäden überlebt haben, die Blätter sind ähnlich frosthart wie bei der regulären Art Musa basjoo. Die Rhizome sind bis -12°C hart, diese Sorte hat in einem unbeheizten Gewächshaus in Belgien bei -12°C durchgefroren überlebt.

In winterkalten Regionen ist sie daher empfehlenswerter, denn der Scheinstamm ist wegen der geringeren Höhe leichter zu schützen. So könnte man auch Blüten und Früchte erwarten. Interessant ist zudem die bessere Eignung für kleinere Gärten, da etwas geringerer Platzbedarf besteht als bei Musa basjoo.

In jüngerer Zeit haben erste Exemplare in Belgien geblüht, so dass man feststellen konnte, ob es taxanomische Unterschiede zwischen Musa basjoo und Musa basjoo ‚Sakhalin’ gibt, diese sind wahrscheinlich, wenn eine DNA-Analyse deutliche Unterschiede von Musa basjoo beweist. Dann hätte man mit einer neuen winterharten Musa-Art zu tun.

Die Herkunft dieser sehr harten Banane ist nicht eindeutig erkennbar, es gibt zwei verschiedene Gerüchte. Das erste Gerücht besagt von einem russischen Botaniker, der behauptete, er habe die Banane von der russischen Insel Sachalin nördlich von Japan mitgebracht und hat sie an eine englische Baumschule verkauft. Und das zweite besagt, dass eine Ladung von Jungpflanzen dieser Sorte von einem Flughafen auf Sachalin an eine englische Baumschule verkauft wurde. Wildstandorte auf Sachalin sind nicht bekannt, sind wohl unwahrscheinlich.

Diese scheint besonders gut für unser Zuchtprogramm geeignet zu sein und ist die wichtigste Art wegen ihrer größten Frostresistenz aller Bananen, die noch mit essbaren Früchten kombiniert werden soll. Und sie verdient auch eine weitere Verbreitung in Südbrasilien und in den südlichen Ländern Südamerikas als Zierbanane.

Ich gab Helton im November 2011 einige Ableger meiner Musa basjoo ab, die hat sich in Angatuba bei ihm sehr gut entwickelt und hat sogar geblüht und Früchte bekommen, die Samen sind aber durch freie Bestäubung nicht artenrein, da keine andere Musa basjoo in männlicher Blütenphase vorhanden war. Leider baute die Mutterpflanze bei mir ab und ging nach dem Umpflanzen auf den Rasen in die rote Erde und an den Teich ein, ich teilte sie. Aber ein Ableger erschien am alten Standort und ich habe den Ableger auch in die rote Erde auf den Rasen umgepflanzt, in direkter Nachbarschaft mit Musa thomsonii, da wäre auch eine direkte Hybridisation zwischen Musa basjoo und thomsonii möglich. Wie gut, dass ich im November 2011 Ableger an Helton abgab!!! Die rote Erde, der Halbschatten und die Nähe des neuen Wasserturms könnten bewirken, dass die neue Pflanze auch zur Blüte und Frucht gelangen könnte, so dass ich Kreuzungsversuche mit Bestäubung durch Pollen von parthenokarpen Obstbananen machen könnte.

 

Nahansicht der Blüte von Musa basjoo  mit sich bildenden Früchten im

Botanischen Garten Mainz  in Deutschland im Nordsommer 2005 (Foto:

Martin Engel, Deutschland)

Nahansicht fast reifer Früchte von Musa basjoo (Foto: Markku Häkkinen, Finnland)

Musa basjoo im Nordherbst in Deutschland vor den ersten Frösten (Foto: Norbert Pohl, Deutschland)

Die Banane wird in Deutschland im Nordherbst hoch mit Laub und Gartenabfällen zugeschüttet und

eingepackt. (Foto: Norbert Pohl, Deutschland)

Der Winterschutz von Musa basjoo in Deutschland. Rechts ist Trachycarpus fortunei, eine Palmenart, die

in den milderen Gebieten Deutschlands wächst und stärkere Fröste überlebt. (Foto: Norbert Pohl,

Deutschland)

Erfolgreiche Anpflanzung von Musa basjoo in meinem Garten in
Lucianópolis, Stand  Dezember 2009. Leider ging sie im Januar
2013 nach dem Teilen und Umpflanzen ein, aber der Bestand ist
durch Ableger bei Helton in Angatuba und bei mir in Lucianópolis
gesichert worden.

Der Ableger in Angatuba Ende Oktober 2012.
 


Nur ein Jahr nach der Abtrennung von der Mutterpflanze in meiner Chácara
in Lucianópolis und Abgabe an Helten Blüte und Fruchtbildung im Januar
2013 in Angatuba! Hoffnung auf Saat aus freier Abblüte für das Projekt
winterharterObstbananen!

 

 

 

 

 

Zurück zur Bananenliste

 

Aktualisiert von Joachim Jäck am 01.06.2013